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Diagnose
Wirbelgleiten

Das Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) ist gekennzeichnet, durch einen Versatz zweier Wirbelkörper gegeneinander. Meist ist der obere Wirbelkörper gegenüber dem darunter gelegenen nach vorn gerutscht. Dies hat eine Verengung des Rückenmarkkanals zur Folge ähnlich der Spinalkanalstenose. Oft ist hierbei auch des beidseits gelegene Nervenaustrittsfenster (Neuroforamen) verengt: Es liegt also zusätzlich eine Nervenaustrittsenge (Neuroforamenstenose) vor. Als Ursache kommen im Wesentlichen zwei Gründe in Betracht: die häufigere Form ist das im Erwachsenenalter erworbene verschleißbedingte (degenerative) oder auch traumatische als auch pathologische sowie postoperative Wirbelgleiten. Es wird auch Pseudogleiten (Pseudospondylolisthesis) genannt. Das degenerative weist oft eine Höhenminderung des Zwischenwirbelfaches mit begleitender Spinalkanalenge (Spinalkanalstenose) und Nervenfensterengen (Neuroforamenstenosen) auf. Das traumatische wird durch einen Bruch des Wirbels hervorgerufen. Das pathologische Wirbelgleiten durch eine verminderte Knochensubstanz und in der Folge einer Auflösung der Zwischengelenksanteile (Interartikularportion). Das postoperative Wirbelgleiten kann im Gefolge von Wirbelsäulenoperationen entstehen.

Dem steht das etwas seltener auftretende „echte Wirbelgleiten“ (Spondylolisthesis vera) gegenüber. Es ist meist angeboren bzw. durch ein frühes Trauma im Kindesalter bedingt und wird auch dsyplastisches Wirbelgleiten genannt. Hierbei ist der Wirbelbogen des darübergelegenen Wirbels mindestens einseitig, meist aber beidseits fehlgebildet und es kommt zur Ausbildung meist stärkerer Gleitphänomene, die sich v.a. in Röntgen-Funktionsaufnahmen (Bending X-Ray) im Stehen darstellen lassen. Hier ist vor allem der Übergang zwischen Lendenwirbelsäule und Kreuzwirbelsäule betroffen. Also eine Fehlbildung im Sinne einer sogenannten Bogenschlussstörung des Wirbelkörpers in der Embryonalentwicklung. Eine weitere Form des angeborenen bzw. im Kindesalter erworbenen Wirbelgleitens ist die isthmische Spondylolisthesis. Sie ist durch einen Defekt im Zwischenwirbelgelenkbereich (in der Interartikularportion) bedingt.

Das Gleiten selbst wird – je nach Stärke – in Graden eingeteilt, die nach dem Erstbeschreiber H.-W. Meyerding benannt worden sind: Sie reichen vom Grad I (Versatz um gut ¼ der Wirbelkörperfläche) bis zum Grad IV (Versatz um eine ganze Wirbelkörperfläche). Kommt es dann zu einem Abrutschen des nach vorn geglittenen Wirbelkörpers spricht man vom Slippen (slippery). Dies wird dann als Grad V nach Meyerding bezeichnet.

Therapie
Wirbelgleiten

Konservativ:

Hier kommt der sportlichen Ertüchtigung in Form der Kräftigung der eigenen (autochthonen) Rückenmuskulatur eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu: Der einzige Mechanismus das Gleiten in seinem Ausmaß zu kontrollieren liegt in der Stärkung der eigenen Seilzugsysteme. Da als einziger Struktur im Rücken der Muskel zu trainieren ist, bleibt eben auch nur diese Form der Beübung: Hier sind vor allem regelmäßiges Rückenschwimmen und auch gerätegestützte Übungen angezeigt unter gleichzeitiger Reduktion eines gegebenenfalls bestehenden Übergewichts. Unterstützend können das Tragen einer Lumbalorthese als auch eine ausreichende Schmerzmedikation insbesondere im Akutfall wirken.

Operativ:

Wenn sich die konservative Therapie als frustran erweist oder schon früh neurologische Symptome (Taubheit oder eine Kraftminderung im Bein) bestehen, dann sollte eine frühestmögliche Korrektur des Gleitens nach einem Unfall vorgenommen werden. Obwohl die operativen Ergebnisse hier in der Regel überragend sind, entscheiden sich insbesondere junge Menschen oft sehr spät zum operativen Eingriff. Der Eingriff selbst besteht in einer Korrektur des Gleitens mittels Wiederherstellung einer ausreichenden Zwischenwirbelraumhöhe durch Implantation von starren leicht angewinkelten Käfigen, die sowohl aus Kunststoff als auch aus Metall, meist Titan, sein können. Im Weiteren zielt der Eingriff auf eine weitestgehende Wiederherstellung der sagittalen Balance also einer sauberen Lumballordose sowie auf eine Ruhigstellung des instabilen Segmentes ab. Dies wird über die Implantation von mindestens vier Fußfortsatzschrauben, von denen jeweils zwei in die angrenzenden Wirbelkörper implantiert werden, erreicht. Die jeweils links und jeweils rechts gelegenen beiden Schrauben werden dann über je einen Längsträger miteinander verbunden. Ziel ist es das Segment, welches für die Instabilitätsbedingten Schmerzen verantwortlich zeichnet, unwiederbringlich ruhig zu stellen.